Thüringer Landesverein für Mühlenerhaltung und Mühlenkunde (TVM) e.V.

Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e. V.

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Denkmal und Mühle

 

Was ist ein Denkmal? Ein Denkmal ist ein Zeugnis der Kulturgeschichte. Schon in den Schriften Martin Luthers lässt sich das Wort „Denkmal“ nachweisen. Dort hat es die Bedeutung „Gedächtnisstütze“. Luther verwendete es als Übersetzung für das griechische mnemosynon und das lateinische monumentum (lat. monére = gemahnen, erinnern). Es gibt verschiedene Arten von Denkmälern: Gartendenkmale, Industriedenkmale, Technische Denkmale und Baudenkmale.

Eine Mühle kann sowohl ein technisches Denkmal wie auch ein Baudenkmal sein. Als technisches Denkmal ist sie ein Zeugnis der Technikgeschichte. Die baulichen Anlagen oder Teile davon, die überirdisch erhalten sind, können eine Mühle als Baudenkmal auszeichnen.

 

Das Museum Neue Mühle in Erfurt ist ein Beispiel für Ersteres:

ein technisches Denkmal, ein Zeugnis der Technikgeschichte.

 

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 13. Jahrhundert. Im Urkundenbuch der Stadt Erfurt steht geschrieben: 1259. April 4. Ernst, Graf von Gleichen, belehnt Günther Rabenold und dessen Verwandte, Bürger in Erfurt, mit der halben Mühle vor den langen Stegen. Die Neue Mühle ist über die Jahrhunderte unter verschiedenen Namen nachweisbar: Hirschmühle, Martinsmühle, Martinsmühle zum Hirsch, Hirschgensmühle. Seit dem Wiederaufbau 1737 heißt sie „Neue Mühle“.

Im Oktober 1736 brannten die Mühle und 70 Häuser in der Nähe des Predigerklosters ab. 1737 wurde die Mühle ca. 30 Meter unterhalb des alten Standortes neu aufgebaut. Für den Fall, dass die anderen Mühlen dadurch Nachteile erleiden, hinterlegte der Besitzer eine Kaution.

Noch im selben Jahr begann der Mahlbetrieb in der Neuen Mühle, deren Besitzer Kammerrat Moliton und Reichs- und Hofrat Clemens waren. Seit dem 18. Jahrhundert waren die jeweiligen Müller Besitzer der Neuen Mühle. Nachdem Karl Köhler die Mühle im Jahre 1867 gekauft hatte, begann er mit ihrer Modernisierung. Seine Witwe verkaufte sie Eduard Gruhn, dessen Sohn Heinrich der letzte Müller in der Neuen Mühle war. betrieben.

Im Februar 1945 wurde die Mühle bei Bombenangriffen beschädigt. Schäden entstanden am Gebäude und am Wasserrad. Der Wiederaufbau begann im Juni 1950. Familie Gruhn hatte zu diesem Zeitpunkt die Mühle bereits übernommen und baute zusätzlich zum Wasserrad 1951 eine Francisturbine ein. Auch einige Maschinen, so z.B. die Walzenstühle, wurden modernisiert.

Der Sohn der Familie Gruhn, Heinrich Gruhn, betrieb die Mühle gewerblich als Mahlmühle bis zu ihrem Verkauf 1982 an die Stadt Erfurt. Bis zum Beginn seines Ruhestandes 1994 begleitete er die Umwandlung der Mühle zum Museum. Ihm ist es zu verdanken, dass die Mühle in ihrer Einzigartigkeit und Originalität als Handwerksmühle voll funktionsfähig erhalten geblieben ist.

 

Bilder: Helmut Pecher

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